Tomáš Pospíšek's Notizblock
Anfang März ist mir das Heizöl ausgegangen. Ein jeder "normale Bürger" hätte wohl gleich angerufen und mehr Öl bestellt. Jedoch wird das Haus in dem ich wohne vielleicht im Sommer abgerissen und ich wollte nicht mehr bestellen als ich verbrauchen würde. Nun, wieviel hatte ich wohl verbraucht? Ich heize nur 3 Tage die Woche und in 1.5 Monaten hatte ich 800l Öl verheizt. Macht 15l Öl pro Tag bzw. auf Heiz-Tage umgerechnet fast 30l pro Tag.
Unglaublich, was für eine unsägliche Verschwendung! Dabei ist das Haus so schlecht isoliert, dass man es fast nicht warm kriegt, wenn's Mal richtig kalt draussen ist, und dieser Februar und März waren im Schnitt fast 2°C wärmer als letztes Jahr.
Ich hatte also keine Heizung. Ohne Heizung merkt man so einige Sachen. Dass z.B. bei einem schlecht isolierten Haus die Innentemperatur im Gleichschritt mit der Aussentemparatur schwankt. Draussen wird es morgen und schon fängt die Temperatur im Haus an zu steigen. Es wird Abend und die Temperatur im Haus fällt.
Und wenn es draussen kalt wird, dann vermag weder ein 1500W Heizlüfter noch ein zusätzlicher durchlaufender Backofen an einem kühlen Anfang-März-Wochenende die Temperatur über 13°C zu heben.
Anderseits gelingt es der Natur, auch an einem bewölkten Tag, die Umgebungstemperatur spielend um 10°C zu erhöhen.
Was einem bewusst macht, was für eine unglaubliche Menge Energie in der Natur vorhanden ist, die wir nicht nutzen und die als Sonnenlicht auf uns niederstrahlt und uns erwärmt - Backofen und Heizlüfter sind ein kalter Furz im Vergleich zur Gewalt dieser Kraft.
Man merkt auch was für einen grossen qualitativen Unterschied auch nur ein Grad Temperaturdifferenz macht.
Bei 12°C im Haus mit 3 Paar Hosen, 2 Paar warmen Socken, 2 Pullis, einer Winterjacke und einer Wollmütze hat man sofort kalt, wenn man sich nicht bewegt. Bei 13° fühlt man sich mit sovielen Schichten wohl, wenn man sich im Haus bewegt.
Bei 14° kann man schon auf eine Schicht Hosen verzichten.
Bei 16° kann man am Computer arbeiten, hat aber recht kalt und bekommt Halsweh.
18° und nur einem Paar Hosen und 2 Pullis und Arbeiten am Computer geht. Im Haus so herumlaufen ist wunderbar.
Ich denke mein Ziel im Leben ist zu begreifen. Und dies war eine sehr hilfreiche Erfahrung um zu begreifen, was 12-19° sind.
Was mir unvorstellbar ist, ist wie Vögel draussen bei unter Null im Winter überleben könnnen. Bei Null Grad ohne Heizung leben? Ist das möglich für Menschen?
Und es zeigt mir auch wie komplet absurd und von jeglicher Realität abgekoppelt unsere Klimadiskussion ist. In heutigen Häusern bewegen sich die Menschen im Winter in T-Shirts. In öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen die Temperaturdifferenzen zur Aussenwelt manchmal wohl 25°C. Sich in der Stadt dem Winter entsprechend anzuziehen ist fast schon ausgeschlossen, da die vielen Schichten, die man in einem ÖV aufgrund der hohen Innentemperaturen abziehen muss bereits ein gesellschafliches Ärgernis darstellen.
Wir sind als Gesellschaft bereit unsere Zukunft auszulöschen, für den Luxus im Winter keinen dicken Pullis anziehen zu müssen? Was für eine gesellschaftliche geistige Umnachtung.
Davon zeugen auch die Debatten um den Klimarappen, in denen vor Jahren ohne mit der Wimper zu zucken behauptet wurde eine Abgabe von einem (!) Rappen wäre für die Wirtschaft nicht verkraftbar. Angesichts des heutigen Preises für Treibstoff, der um 50 Rappen höher liegt, müsste man meinen die entsprechenden Politiker müssten schon längst der Lobby- korruption entlarvt nicht mehr im Parlament sitzen...
Tomáš Pospíšek, 2011-03-28